bers·ten /bérsten/ – „auseinanderbrechen, zerspringen, zerplatzen.“ Ein Wort, das die Post-HC-Band Bersten aus Köln perfekt beschreibt. Die vier Jungs haben soeben ihre zweite EP „Welk“ herausgebracht. Höchste Zeit, sich mit Sänger Marco Kathage zu unterhalten. KinKats-Reporter Frank hat sich dazu mit Marco im Proberaum getroffen, um mit ihm über Musik, Tattoos und auch ein bisschen über Eishockey zu quatschen.
Von Frank
Lieber Marco, kannst du dich noch an dein erstes Tattoo erinnern?
Bersten-Frontmann Marco Kathage: „Oh ja, das habe ich noch auf dem Schirm. Das Teil ist total spektakulär: Ein Löwenkopf im Tribal-Stil auf dem Oberarm. Sternzeichen, total ausgefallen, oder? Eigentlich so ein typischer Cover-Up-Fall. Aber es gehört nun einfach zu mir. Das Ding wird bleiben.“
Verständlich. Wie alt warst du bei deinem ersten Tattoo?
Marco: „Ich war zarte 19 Jahre alt und fand damals, das Tattoo wäre doch eine super Idee.“
Hast du einen Stamm-Tätowierer, und wenn ja, verrätst du ihn uns?
Marco: „Das erste Tattoo war nicht von ihm, ansonsten habe ich nur Tätowierungen, die direkt von ihm oder durch Vermittlung von ihm auf meinen Körper gekommen sind. Stamm-Tätowierer ist nach über zahn Jahren seit dem letzten Mal vielleicht etwas hochgegriffen, aber der liebe Gordon Claus wäre hier mein Mann des Vertrauens. Ich habe viele alte Wegbegleiter:innen, die als Tätowierer arbeiten, und vielleicht hole ich mir auch mal woanders eins. Aber vom Bauchgefühl würde ich sagen: Als erstes rufe ich Gordon an. Auch wenn man sich nicht regelmäßig sieht, ist da eine Verbindung zwischen uns, und wenn ich jemanden so nah, so intim, an mich ranlasse, dann bin ich froh, wenn die Chemie stimmt. Und man kann herrlich mit ihm lachen und einfach eine gute Zeit haben.“
Hast du noch weitere Tattoos in Planung?
Marco: „Aktuell ist nichts geplant, Familie und Band sind erst einmal wichtigere Sachen, um Geld auszugeben. Aber ich bin mir sicher, dass es irgendwann wieder Zuwachs geben wird. Auf meinen rechten Arm ist noch etwas Platz, der wird wahrscheinlich als Erstes geschlossen. Beine voll fände ich auch gut, aber mal sehen, was die Zeit so bringt.“
Apropos Musik: Du machst mit deiner Band Bersten Musik. Beschrieb doch mal euren Stil.
Marco: „Gestartet haben wir als Hardcore-/Punk-Band mit deutschen Texten. Vor Kurzem haben wir unsere zweite EP ,Welk‘ veröffentlicht, und hier hat auch ein guter Schuss Post-Hardcore Einzug in unsere Band gehalten. Also beschreiben wir uns selbst als (Post)Hardcore/Punk Band mit deutschen, gesellschaftskritischen und persönlichen Texten.“
Bersten live? „Das kann sich nach Seelenstriptease anfühlen“
Kannst du uns mal das Gefühl beschreiben, auf eine Bühne zu gehen und eure Musik dem Publikum zu präsentieren?
Marco: „Es ist ein schönes Gefühl, seine Songs, die man zu viert geschaffen hat, einem Publikum zu zeigen und direkte Reaktionen zu bekommen. Diese beiden Komponenten, also das Kreativsein und live zu spielen, sind der Grund, warum wir überhaupt in einer Band spielen. Durch die deutschen Texte verstehen viele Leute vor der Bühne die Texte, selbst wenn sie die Songs gar nicht kennen. Das kann sich nach Seelenstriptease anfühlen, denn einige Texte sind sehr persönlich, und man gibt sehr viel von sich preis. Auf der anderen Seite ist es unglaublich schön, wenn man mitbekommt, dass einige Leute sich genau damit identifizieren können. Was mir persönlich immer viel gibt, ist zu spüren, wie die anderen drei in der Musik aufgehen und wie viel Energie alle in die Live-Performance stecken.“
Wow, das hört sich sehr dynamisch an! In euren Texten habt ihr auch, wie du gerade schon sagtest, gesellschaftlich kritische Punkte. zum Beispiel mehr Zeit im Hier und Jetzt zu verbringen, anstatt auf das Handy zu gucken, das Leben einfach mal so nehmen, wie es kommt.
Marco: „Wie gesagt, einiges ist auch sehr persönlich. Ich bin nicht besser als irgendwer anders. Lege ich das Handy weg? Leider ganz oft nicht. Wir haben verlernt, die wichtigen Dinge zu schätzen oder tun uns zumindest ganz oft schwer damit. Wir messen uns an irgendwelchen unrealistischen Idealen. Nur noch total schöne und spannende Menschen, nur noch total erfolgreiche Bands, und man selber ist eher so Durchschnitt, und die eigene Band interessiert ja auch keinen so wirklich. Tolles Internet. Alles ist Wettbewerb, alles ist ein steter Vergleich, und vieles ist auch einfach geschummelt und weit weg von der Realität. Total bescheuert. Total unnötig, und dennoch kommen wir aus diesen Teufelskreisen nicht heraus.“
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Wie schaffst du es, in diesen wilden Zeiten alles Belastende zur Seite zu legen und dich den schönen Dingen zu widmen?
Marco: „Ja, also wie schaffe ich es in diesen wilden Zeiten, das Belastende zur Seite zu legen? Ganz oft einfach gar nicht. Zu den schönen Dingen muss ich mich öfter sogar zwingen, weil noch irgendwas vermeintlich Wichtiges zu tun ist, bevor man sich den schönen Dingen widmen kann. Wir finden immer Ausreden, uns mit irgendeinem Scheiß abzulenken, statt zu leben. Positiv zu sehen ist: Textideen gehen wohl so schnell nicht aus.“
Dein Style auf der Bühne lässt schnell erahnen, dass du Eishockeyfan bist. Ich habe dich in einem Trikot der Montreal Canadiens, der Los Angeles Kings und des aktuellen Stanley Cup Siegers Florida Panthers gesehen. Welches Team ist deins, und wird es nicht abartig warm auf der Bühne in einem Eishockeytrikot?
Marco: „Ja, es wird heiß auf der Bühne. Aber es versteckt auch einigermaßen den Wohlstandsbauch. Irgendwas ist ja immer. Nein, im Ernst, Hockey ist mein Sport, auch hier gibt es ein kleines DIY-Projekt, bei dem ich mich mit Freunden um die Erstellung von Content kümmere, den ich sonst selber vermissen würde. Wie bei der Musik, D.I.Y. Wobei ich nicht nur in Hockeytrikots auf die Bühne gehe. Am häufigsten wird man mich auf der Bühne in Shirts von guten, anderen Bands sehen. Mein Team sind die Los Angeles Kings, seit frühester Jugend ist das einfach so. Aber ich liebe den Sport, es gibt viele ikonische Trikots, und ich sammele diese einfach. Das einzige Trikot, was ich mir niemals in den Schrank legen würde, ist das von Anaheim. Aber die haben auch genug Anhänger in Deutschland, die brauchen mich eh nicht.“
Lieber Marco, vielen Dank für deine Zeit und deine ehrlichen Worte!
Marco: „Vielen Dank an dich, Frank, an eure Plattform und an alle, die das gelesen haben. Wenn ihr am Ende unser Zeug austesten würdet, wären wir mega dankbar! DANKE!“
Hier geht es zum Instagram-Profil von Bersten.
Hier könnt ihr euch „Welk“, die neue EP von Bersten, anhören. Empfehlung der Band: Spielt die Platte laut ab!
Alle Fotos in diesem Artikel von Quintin Quist. Hier geht es zu seinem Instagram