Zugegeben, viele der spannenden Personalitys, die wir euch auf KinKats vorstellen, sind echte Herzmenschen unserer Redakteure. Manche haben wir über soziale Medien gefunden, andere wiederum kennen wir seit gefühlten Ewigkeiten. So wie meine Freundin Lullu Gun. Wir sind ein bisschen wie ein altes Ehepaar und gehen seit acht Jahren miteinander durch Dick und Dünn, durch gute und schlechte Zeiten und den ganzen Bums. Als ehemalige Erotikdarstellerin ist Lullu ein Profi in Sachen Interviews, allerdings ging es dabei selten um Dinge, die ihr wirklich etwas bedeuten. Nachdem wir beim letzten Mal über ihre Tattoos sprachen, geht es heute um Vergangenheit, Zukunft – und Musik.
Hi Schatz. Viele kennen eine ganz bestimmte Seite von dir, aber um die soll es heute nicht gehen. Erzähl uns was Privates über dich.
Lullu Gun: „Hellooo Girl! Ich bin frische 33 Jahre jung, haha, ein November-Mädchen und wohne seit fast elf Jahren in Berlin. Am meisten freue ich mich immer über unsere Girls Days, wenn wir uns sehen. (Schnüff, Anm. d. Red). Privat und alleine bin ich musikalisch eher das Rockergirl, aber man kann mit mir auch auf Elektro- und Goa-Festivals gehen und in Clubs, in denen alles gemischt gespielt wird. Obwohl ich ein Stadtkind bin, liebe ich es auch mal, abseits draußen in der Natur zu sein und Ruhe zu haben.“
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Die Arbeit als Erotikdarstellerin brachte Lullu an ihre Grenzen
Wir müssen das Thema einmal anschneiden: Viele kennen dich noch aus deiner Zeit als Schauspielerin in Adult-Filmen. Vor einigen Jahren hast du dich als Darstellerin zurückgezogen, bist der Erotikwelt aber als Cam-Girl treu geblieben. Warum das Film-Aus? Und was reizt dich an der Cam?
Lullu Gun: „Ich wollte und konnte einfach nicht mehr. Ich habe sieben Jahre lang durchgehend gedreht, war ständig unterwegs, und alles, was noch drum herum passierte, beruflich sowie privat, hat mich an meine körperlichen und mentalen Grenzen gebracht. Es hat sich alles für mich nicht mehr gut angefühlt. Ich habe mit der Zeit immer mehr gemerkt, dass ich es so nicht mehr möchte. Am Ende wollte ich noch mehr für mich selbst entscheiden, was und wie viel ich mache und komplett Lullu sein, so sein, wie ich bin und nicht mehr für eine Produktion eine Rolle spielen, in der ich mich nicht sehe. Das alles kann ich vor der Cam.“
Inzwischen sieht man dich oft vor einer anderen Kamera: In den Livestreams des Internet-Profils von „KleinviehmachtauchGeld“, die live aus ihrem Lager Ware verkaufen. Wirkt so, als wärst du da super happy – und die geborene Verkäuferin 🙂 Was gefällt dir so an deiner neuen Rolle?
Lullu Gun: „Das stimmt. Zwischen meinem ,Erotik-Kram‘ mit Cam und Shows arbeite ich mit Kleinviehmachtauchgeld zusammen und bin nun ein Teil des tollen Teams. Ich war lange nur stille Zuschauerin in ihren Lives bei Instagram. Als ich früher in diesem Jahr leider lange krank war, schaute ich wieder mal dort rein und kaufte auch etwas ein. Irgendwann fragte man mich, ob ich nicht mal Lust hätte, in ihren Lives mitzumachen als Model für ihre Kleidung. Da ich gesehen habe, dass öfters Leute da sind und die Sachen zeigen, habe ich auch zugesagt. Wir haben uns direkt super verstanden, und ich hatte richtig viel Spaß. Ich habe danach noch ein paar Mal als Model mitgemacht und dann auch in den anderen Bereichen wie Bestellungen vorbereiten, packen, Ware vorbereiten und so weiter geholfen. Mir hat das alles total gefallen. Besonders das Team ist so nett. Ich wurde ohne Vorurteile aufgenommen, sie stehen zu mir, und man hat unglaublich viel Spaß mit allen zusammen. So kam es dazu, dass ich nun mit ein Teil davon geworden bin.“
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Was macht dich einzigartig?
Lullu Gun: „Sowas ist immer schwer für mich selbst zu beantworten … Ich bin ein absolut loyaler Mensch und nehme die Menschen, wie sie sind und akzeptiere jeden mit Ecken und Kanten. Die habe ich auch. Solange du mein Vertrauen nicht missbrauchst, stehe ich immer an deiner Seite. Wenn du mich an deiner Seite hast, bin ich dein Partner in Crime.“
Das Jahr war ziemlich hart für dich. Du hattest einen Unfall, bei dem du dich am Fuß verletzt hast, dein geliebter Kater Chucky ist gestorben, es gab einige Rückschläge. Und trotzdem gibst du nie auf. Ehrlich gesagt, kenne ich kaum eine Frau, die so stark ist wie du. Wie machst du das?
Lullu Gun: „Ja, gute Frage, manchmal weiß ich es selber nicht. Ich denke auch oft, ich bin es leid, immer stark sein zu müssen, aber Aufgeben gibt es für mich nicht. Vor ein paar Jahren war ich an einem Punkt, da hatte ich wirklich die Gedanken, dass ich nicht mehr sein will … Ich wollte niemanden sehen, konnte nicht mehr einkaufen gehen, ohne eine Panikattacke zu bekommen. Ich fühlte mich leer und wusste nicht, wohin mit mir. Dahin will ich nie wieder kommen. Die Zeit war hart, und ich werde nicht zulassen, dass ich an diesem Punkt nochmal ankomme.“
Was würdest du anderen raten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?
Lullu Gun: „Ich habe meine Angst und Scham überwunden und habe mir Hilfe gesucht. Erst bin ich zu meinen Arzt. Mit ihm habe ich regelmäßig Gespräche geführt. Dann habe ich mich meinen Freunden anvertraut und mich selbst dazu entschieden, Medikamente zur Unterstützung einzunehmen. Seitdem weiß ich besser, mit schlechten Phasen und Zeiten umzugehen und nehme mir bewusst Zeit für mich, wenn ich merke, dass ich das brauche. Ich stelle mich meinen Ängsten und nehme Probleme in die Hand. Ich weiß, dass ich es schaffen werde, eine Lösung zu finden, selbst, wenn es schwer fällt. Das Jahr hat es mir wieder gezeigt. Es war hart, und ich habe einiges davon noch nicht verarbeitet. Ich dachte oft in letzter Zeit, ich habe keine Kraft mehr. Aber ich mache weiter! Und langsam wird es wieder besser. Vertraut euch jemandem an und lasst Hilfe zu. Man muss sich dafür nicht schämen. So schwer manchmal eine Situation sein kann – wenn man sich seinen Emotionen und Problemen stellt, wird es einfacher, damit umzugehen, und man fühlt sich irgendwann erleichtert.“
Ich weiß, dass du Angst hattest, nach der Verletzung nicht mehr tanzen zu können, du liebst Musik und das Tanzen sehr. Was macht dich daran so glücklich?
Lullu Gun: „Musik und Tanzen bedeutet mir alles. Das gibt mir so viel. Beides bedeutet für mich, Gefühle zulassen und Emotionen zu fühlen, positiv sowie negative, und sie zu verarbeiten. Sobald ich Musik höre, bin ich in meiner eigenen Welt, ich fühle sie irgendwie und träume auch manchmal vor mich hin… Besonders in meinen dunklen Zeiten helfen Musik und Tanzen mir, mich nicht zu verlieren. Daraus schöpfe ich Kraft und Energie. Das verstehen viele nicht, aber für mich bedeutet es, zu leben, am Leben zu sein!“
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Zu welchen Konzerten gehst du in der nächsten Zeit? 😀
Lullu Gun: „Wir gehen zusammen in den nächsten zwei Monaten auf zwei weitere Country-Konzerte, und ich freue mich sooo sehr! So viel zu dem Thema, welche Musik mir gefällt.“
Diese Frage stelle ich allen meinen Interviewpartnern, ich finde sie sehr spannend … Wenn dein Leben ein 90er-Jahre-Highschool-Film wäre – welche Rolle wäre deine? 🙂 (der süße Cheerleader, die Anführerin, der Nerd, der Sportler, der Outlaw etc. :D)
Lullu Gun: „Ich würde mich in drei Rollen sehen. Natürlich als erstes als Cheerleader wegen des Tanzens und dem Spaß, als Gruppe Vollgas zu geben. Dann auch als Sportler, mit dem Gedanken, als Team ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, zu gewinnen. Ich bin eigentlich ein Team-Player, deshalb sehe ich mich besonders in diesen zwei Rollen. Aber ich kann mich auch alleine durchkämpfen, wenn ich muss. Und wer hält sich schon an alle Regeln? Also könnte ich mich auch etwas als Outlaw sehen …“
Hier findet ihr Lullu Gun auf Instagram.
Und auf dem Instagram-Profil von Kleinviehmachtauchgeld seht ihr die kleine Powerfrau regelmäßig.
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